Lateinamerikanische Rhythmik, Cha-Cha-Cha-Schritte, leidenschaftlicher Gesang: Gleich in der ersten Nummer seiner aktuellen Musical-Gala überzeugte die „Crazy Musical Company“ auf ganzer Linie, und zwar mit einem Song aus dem noch jungen Musical „Encanto“ („Verzaubert“, 2021).
„Verzaubert“ wurde das Publikum im ausverkauften Theater am Hagen von einer unterhaltsam moderierten und sehr abwechslungsreichen Show. Ausschnitte aus höchst unterschiedliche Musicals wie „Hamilton“ (über einen Politiker der Gründerzeit der USA), „Frühlings Erwachen“, das sich auf Wedekinds Drama über Pubertät in einer spießbürgerlichen Gesellschaft bezieht) oder dem „Grusical“ „The Addams Family“ ergaben eine „bunte“ Mischung mit gut kalkuliertem Spannungsbogen. Und immer wieder stand das Chorensemble im Mittelpunkt, mit kraftvoller stimmlicher Power, Tanzelementen und komödiantischen Glanzlichtern wie bei der gleichzeitig an zahllosen fiktiven Haustüren klingelnden Missionarsarmee in „Hello“ („Book of Mormons“).
Als Grundlage dienten akribisch eingerichtete Arrangements des musikalischen Leiters Martin Wutz – so konnten in dem von ihm professionell geführten Instrumentalensemble das klassische Streichquartett mit der Band aus Drumset, Gitarren und Synthesizer hervorragend verschmelzen.
Zahlreiche Solistinnen und Solisten demonstrierten eindrucksvoll, wie sehr das Sängerische im Musical sich mit klarer Artikulation, Sprechgesang-Abschnitten und darstellerischen Elementen verbindet. Eindringlich porträtierten Hanna Turowski und Rinus Render Konstanze und Wolfgang Amadeus in Songs aus dem „Mozart!“-Musical, während Laura Anneser mit „Breathe“ in die dorfähnliche Gemeinschaft der „Heights“ entführte und Julia Riepl eine glamouröse Prinzessin Amneris gab („Mein Sinn für Stil“). Tobias Lichtl und Simon Ziegler stürmten in „You and me“ als singende Mormonen den Zuschauerraum, und Anna Götz-Rigaud verzauberte in „Mama“ mit jugendlicher Neugier. Große balladeske Bögen schufen Edina Bräu als Sissi („Ich gehör nur mir“) und die als Sängerin wie auch als CO-Chorleiterin herausragende Stephanie Lorenz: Ihr berührend vorgetragener Song „Wie kann ich ihn nur lieben“ gab gleichzeitig einen Vorgeschmack auf das nächste Projekt der „Crazy Musical Company“ in 2026: „Jesus Christ Superstar“. Das Straubinger Publikum darf sich ob der leidenschaftlichen Performances mit Live-Musik auf hohem Niveau äußerst glücklich schätzen.